Es mutet etwas seltsam an, aber es gibt in der Schweiz tatsächlich ein Wiederansiedelungsprojekt für das Wisent. Doch was auf den ersten Blick seltsam klingt, ist Realität: Im Solothurnischen Thal, genauer in der Gemeinde Welschenrohr, ist derzeit eine kleine Herde von sieben Wiesenten in der Vorbereitung auf die Auswilderung.
Die Herde streift durch ein eingezäuntes Gebiet von etwas mehr als einem halben Quadradkilometer, davon ist der grösste Teil Wald. Das macht Sinn, denn das grösste europäische Landsäugetier ist vor allem ein Waldbewohner. Der Wisent, ein enger Verwandter des amerikanischen Büffels, ist grösser und schmaler als der Bison und damit perfekt an das Leben im Wald angepasst.
Die Wisesente im Thal können frei besucht werden. Das Gehege kann durch Gatter betreten und auf vorhandenen Wegen begangen werden. Ob man die scheuen Tiere trifft, ist jedoch Glückssache.
Ich hatte Ende April dieses Glück: Die kleine Herde war direkt bei der Sollmatt auf der Weide. Der kalte und regnerische Morgen brachte auch Schnee. Dabei entstand das Bild.
Falls du das Wisent nicht kanntest:
Das Wisent, auch Europäischer Bison genannt, ist das größte Landsäugetier Europas und ein Symbol für die Wildnis des Kontinents. Mit seiner imposanten Statur und einer charakteristischen dunklen Fellfarbe ist das Wisent ein faszinierendes Tier, das hauptsächlich in Wäldern und offenen Landschaften lebt. Das Wisent ist vom Charakter her friedlich und scheu. Wenn sein Verhalten respektiert wird, ist es für Menschen absolut ungefährlich. Früher weit verbreitet, wurde das Wisent durch die menschliche Jagd und die Zerstörung seiner Lebensräume in Europa komplett ausgerottet. Einzig 12 Tiere in Wildpärken überlebten. Aus diesen Tieren wurden in den letzten Jahrzehnten neue Herden gezüchtet und in diversen Wiederansiedelungsprojekten in die Natur entlassen. Wisente sind Pflanzenfresser und ernähren sich hauptsächlich von Gräsern, Kräutern, Baumrnde und Laub. Sie spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem sie durch ihr Weideverhalten die Vielfalt und Gesundheit der Landschaft fördern. Gleichzeitig ist dies aber auch einer der Hauptkritikpunkte an den Wiederansiedelungsprojekten: Die Tiere verursachen Schäden in Bäumen und landwirtschaftlichen Kulturen. Aus diesem Grund ist derzeit offen, ob und wie die Wisente auch in der Schweiz ausgewildert werden.